„Anti-Gewalt-Programm“ der Männerberatung - Gruppenfoto

„Anti-Gewalt-Programm“ der Männerberatung - Gruppenfoto

Die Gewalt beenden! Das „Anti-Gewalt-Programm“ der Männerberatung der Caritas St. Pölten

Gewalt in der Familie ist nach wie vor ein großes Thema. In Niederösterreich zeigt sich das an der beträchtlichen Zahl von 1.348 Wegweisungen und Betretungsverboten im Jahr 2015. „In Kooperation mit dem NÖ Gewaltschutzzentrum, mit den Frauenhäusern und mit der Exekutive werden Männer nach Wegweisungen und bei Gewalt in der Familie durch das Anti-Gewalt-Programm der Männerberatung der Caritas St. Pölten unterstützt, ihr gewalttätiges Verhalten zu beenden“, betont Caritasdirektor Friedrich Schuhböck.

Ein großer Teil der Opfer wird vom Gewaltschutzzentrum NÖ oder von einem der Frauenhäuser unterstützt, denn Opferschutz hat oberste Priorität. „In die Männerberatung kommen Männer aus eigenem Antrieb und häufig mit dem Thema familiäre Gewalt. Sie wollen eigenes gewalttätiges Verhalten verändern“, erklärt Matthias Geitzenauer von der Männerberatung der Caritas St. Pölten.

„1.681 Frauen flohen in Österreich 2015 in ein Frauenhaus. Frauen wünschen sich, dass die Gewalt aufhört“, betont Maria Reichartzeder vom Frauenhaus Amstetten. Das Frauenhaus fordert seit Jahren eine verpflichtende Maßnahme für Täter, sich mit ihrer Gewaltbereitschaft und deren zerstörerischen Auswirkungen auf ihr Umfeld zu konfrontieren. Denn nach Wegweisungen besteht für alle Beteiligten eine ganz besondere Situation: Die Exekutive hat die Möglichkeit, Konflikte gewalttätig auszutragen unterbunden. Die  Opfer haben Kontakt zu Gewaltschutzzentren und Frauenhäusern.

Die Täter stehen vor einer gänzlich neuen Situation: Die bisherige Möglichkeit, einen Konflikt wieder unter Kontrolle zu bekommen, besteht nicht mehr. Es bedarf einer Neuorientierung. Diese kann in Richtung einer weiteren Verhärtung des Konflikts oder in Richtung neuer Lösungsmöglichkeiten gehen. Das bestätigt auch Chefinspektor Andreas Bandion vom NÖ Landespolizeikommando und verweist auf die besondere Bedeutung für die Exekutive: Es reicht nicht, Männer aus der Wohnung wegzuweisen. Sie brauchen eine Orientierung, wie ihr künftiger Weg aussehen kann.

Das Anti-Gewalt-Programm:
In 20 Einheiten strukturierter Arbeit im Einzelsetting erleben Männer eine Mischung aus Information, Konfrontation und Unterstützung, damit sie künftig verantwortungsbewusst neue Handlungsmöglichkeiten nutzen können. Dabei erarbeiten sie strukturiert wichtige Themen in der Theorie (z.B.: Unterschiede zwischen Gewalt und Aggression), reflektieren ihr eigenes Handeln (Auseinandersetzung mit eigener  Gewalttat, Selbstwahrnehmung in Hinblick auf Gewalt, Selbsteinschätzung in Bezug auf die eigene Gefährlichkeit) und erhalten Rückmeldungen dazu. Zentrale Ziele sind die Verantwortungsübernahme für eigenes Handeln und Aufbau künftiger alternativer Möglichkeiten mit herausfordernden Situationen umzugehen.

Marilies Leitner vom NÖ Gewaltschutzzentrum sieht in der opferschutzorientierte Täterarbeit, die Möglichkeit, die Effektivität in der Arbeit sowohl mit den Opfern als auch mit den Tätern zu erhöhen. Eine Besonderheit des Programmes besteht in der Opferschutzorientierung: Die Daten der Täter und der Opfer werden mit den Opferschutzorganisationen abgeglichen. Die Opfer werden über Beginn, Ende oder Abbruch des Programmes informiert und natürlich im Falle, dass im Programm besondere Gefährdungsmomente sichtbar werden. Damit kann der Opferschutz verbessert werden.

Männerberatungsstellen Caritas Rat & Hilfe

St. Pölten, Krems, Lilienfeld
Ing. Günther Hanisch, M 0676-83 844 7378

Melk
DSA Josef Aigner, M 0676-83 844 7802

Amstetten, Waidhofen/Ybbs
Dieter Tober, M 0676-83 844 7375

Tulln
DSA Jörg Turba, M 0676-83 844 7397

Gmünd, Horn, Waidhofen/Thaya, Zwettl
Dipl. Päd. Christian Scheidl, M 0676-83 844 7382

Präsentation des Anti-Gewalt-Programms der Männerberatung der Caritas St. Pölten, v.l.: Matthias Geitzenauer (Männerberatung Rat & Hilfe der Caritas St. Pölten), Maria Reichartzeder (Frauenhaus Amstetten), Caritasdirektor Friedrich Schuhböck, Chefinspektor Andreas Bandion (NÖ Landespolizeikommando), Marlies Leitner (Gewaltschutzzentrum NÖ).