Syrienkrieg - derzeit wenig Hoffnung auf Frieden

Experten orten bei Diskussionsabend der Flüchtlingshilfe Pyhra und der Caritas kaum Lösungsansätze. Lage bleibt prekär. Hilfe der Caritas vor Ort über Partnerorganisationen am wirksamsten.

„In Syrien herrscht nicht nur ein Krieg, sondern eine Vielzahl von Konflikten“, sagte die leitende Redakteurin der Tageszeitung „Der Standard“ am 1. Februar in Pyhra (Bez. St. Pölten) beim Informationsabend über die aktuelle Lage der Flüchtlinge und den Krieg in Syrien. Der Info-Abend wurde von der Flüchtlingshilfe Pyhra in Zusammenarbeit mit der Caritas der Diözese St. Pölten veranstaltet. Hauptverantwortlich organisiert und moderiert hat die Veranstaltung Bernhard Herzberger mit dem Team der Flüchtlingshilfe Pyhra.

Die Islam- und Politikwissenschaftlerin erklärte, dass 2011 beim „Arabischen Frühling“ nicht einzelne Regime infrage gestellt worden seien, sondern die gesamte politische Ordnung des Nahen Ostens. Der tiefere Grund der Krise liege in der geschichtlichen Entwicklung, weil sich der Westen mit dem radikalen Islam verbündet hatte, um dem Kommunismus Paroli zu bieten. Derzeit befinde sich die gesamte Region in einer gewaltigen Umbruchphase, meint Gudrun Harrer. Es könne nur eine politische Lösung geben, aus der eine neue Ordnung erwachsen könne. Doch derzeit sehe sie kaum Anzeichen dafür.

Kinder hausen in Ruinen
Auch der außenpolitische Redakteur der Presse, Wieland Schneider, sieht keinen Lichtblick für einen dauerhaften Frieden, wenn sich die geostrategische Situation nicht radikal ändere. Er zeigte dramatische und bedrückende Bilder von Kindern inmitten zerbombter Städte Nordsyriens und schilderte ihr trostloses und fast hoffnungsloses Dasein zwischen Schutt und Mauerresten der Städte Aleppo und Kobane. Über zerstörten Mauern baumeln vereinzelt wieder Wäscheleinen. Das Leben kehrt langsam zurück. Allerdings in eine trostlose Umgebung.
Für die Volksgruppe der Jesiden in den Zeltlagern im Nordosten des Landes bleibt die Situation ausweglos: Die Angst vor dem IS sei derart groß, dass die Menschen es nicht wagen, in ihre zerstörten Städte zurückzukehren.

Libanon in der Flüchtlingshilfe überfordert
Einblick in ihre Arbeit im St. Vinzenz-Kinderheim im Libanon gab die zugleich im libanesischen Sozialministerium tätige Sozialarbeiterin Marie Ghia. Das Heim beherbergt derzeit 117 Füchtlingskinder und wird von der Caritas Österreich unterstützt. Ghia unterstrich die gewaltige Anstrengung des Landes. Obwohl nur 4,5 Millionen Einwohner, beherbergt der Libanon zwei Millionen Flüchtlinge; mit Dunkelziffer noch mehr. Der total überforderte Staat kann nicht viel Hilfe geben; man ist auf Unterstützung durch die Staatengemeinschaft angewiesen. Die Flüchtlingslager Jordaniens liegen großteils in jenen Wüstengegenden, „in die man nicht einmal Kamele hinführt", ergänzte Ostexperte Schneider.

Zu schaffen macht Marie Ghia vor allem, die Kinder von ihren Traumata zu heilen. Die kleineren von ihnen kennen nur Krieg, Bomben, Gewalt, Zerstörung und Tod. Auf ihren Zeichnungen sieht man umgefallene Häuser, getötete Menschen und Blut, Blut, Blut... „Ihre Erlebnisse zu verarbeiten ist eine besondere Herausforderung", weist Ghia hin. Mit zwei Psychologen versucht sie, den Kindern auch eine andere, eine friedliche und freudige Seite des Lebens aufzuzeigen.

Österreich: Angstempfinden stark gestiegen
Caritasarbeit geschieht vor allem in der Hilfe vor Ort. Sie sei darüber hinaus auch international vernetzt, unterstrich Caritasdirektor Hannes Zieselsberger. Er wies hin, dass der Syrienkrieg gewaltige Auswirkungen auf Österreich habe. Die gesamte Sozialstruktur habe sich verändert, und das nicht nur durch die Flüchtlinge. Vielmehr sei das Sicherheitsbedürfnis gestiegen, ebenso die Angst. Dabei habe sich die Wahrnehmung geändert: Obwohl es in den 70-er Jahren durch die PLO und weitere Terrorgruppen mehr Opfer als heute gegeben habe, sehe man sich derzeit einer unsicherer gewordenen Welt gegenüber, wies er hin. Die Caritas selbst helfe immer vor Ort. In Österreich ebenso wie in den anderen Ländern, auch in der Flüchtlingshilfe, unterstrich er.

Flüchtlingshilfe Pyhra
In Pyhra selbst gibt es seit einem Jahr ein Zusammenwirken von Gemeinde, Pfarre, Rotes Kreuz und Caritas. Ziel dieser „Flüchtlingshilfe Pyhra“ ist es, Flüchtlingen aus Kriegsgebieten Zuflucht zu geben und Verständnis für deren Situation zu schaffen. Die engagierten MitarbeiterInnen bieten den Flüchtlingen Fahrtendienste an, helfen beim Deutschunterricht, suchen geeignete Wohnungen und geben vielfältige Unterstützung und Hilfe bei der Integration.

Kinder des Krieges und ihre Zukunft
Diskussionsabend der Flüchtlingshilfe Pyhra in Zusammenarbeit mit der Caritas der Diözese St. Pölten