Armut und psychische Erkrankung: „arm und krank“ oder „krank und arm“?

Die rasche Hilfe für armutsbetroffene Menschen steht im Mittelpunkt der Inlands-Spendenkampagne der Caritas der Diözese St. Pölten unter dem Motto Hilfe>Armut. Am Vortag des Welttages der seelischen Gesundheit, will die Caritas ein oft verschwiegenes Tabu ansprechen: Armut und psychische Erkrankungen hängen oft zusammen, v.l.: Susanne Karner, Bereichsleiterin der psychosozialen Einrichtungen der Caritas St. Pölten, Hannes Ziselsberger, Direktor der Caritas St. Pölten, Markus Sieber, Besucher des Caritas Club Aktiv für Menschen mit psychischer Erkrankung, Anna Entenfellner, Leiterin des Psychosozialen Dienstes der CaritasFotocredit: Franz Gleiß

 

Die rasche Hilfe für armutsbetroffene Menschen steht im Mittelpunkt der heute beginnenden Inlands-Spendenkampagne der Caritas der Diözese St. Pölten unter dem Motto Hilfe>Armut. Am Vortag des Welttages der seelischen Gesundheit, will die Caritas ein oft verschwiegenes Tabu ansprechen: Armut und psychische Erkrankungen hängen oft zusammen. 

 „Ob arm und krank oder krank und arm: Von Armut betroffene Menschen befinden sich in einer finanziellen Notlage, die mit in den meisten Fällen mit Anspannung und Dauerstress verbunden ist. In der Folge treten in vielen Fällen Selbstwertkrisen und sozialer Rückzug sowie psychische Erkrankungen wie beispielsweise Angststörungen, Depressionen, psychosomatische Erkrankungen oder Suchterkrankungen vermehrt auf“, betont Hannes Ziselsberger, Direktor der Caritas St. Pölten zum Auftakt der Caritas Inlandskampagne am Vortag des Welttages der seelischen Gesundheit (10. Oktober). „Armutsbekämpfung als Kernauftrag der Caritas bedeutet daher auch Präventionsarbeit für psychische Erkrankungen“, so Ziselsberger weiter. 

„Nationale und internationale Studien und empirische Belege beweisen einen starken Zusammenhang zwischen Armut und Krankheit, der sich von der Einschätzung des persönlichen Gesundheitszustandes bis zu einer verkürzten Lebenserwartung nachweisen lässt“, weiß Susanne Karner, Bereichsleiterin der psychosozialen Einrichtungen der Caritas St. Pölten. „Mehr als jede/r zehnte ÖsterreicherIn ist armutsgefährdet, beinahe eine halbe Million ist von manifester Armut betroffen. Und mehr als ein Drittel der armutsgefährdeten Menschen in Österreich sind chronisch krank. Armut bedeutet daher nicht nur finanziellen Mangel, sondern auch soziale Ausgrenzung.“, so Karner weiter.

Betroffen sind Personen in besonderen Lebenslagen wie Langzeitarbeitslose, Wohnungslose, Personen mit Migrationshintergrund, aber immer häufiger auch Menschen mit schlechter Bildung oder in prekären Arbeitsverhältnissen. Frauen sind dabei stärker von Armut betroffen als Männer. 

„Besonders wichtig ist in dem Zusammenhang die öffentliche Aufmerksamkeit und Enttabuisierung dieses Thema. Nur wer versteht, dass Armut und Krankheit nicht scheitern, Schuld oder Fehler bedeuten, sondern dass Armut und Krankheit jeden treffen kann, hilft mit, das soziale Gefüge zu stärken und der doppelten Stigmatisierung durch Armut und psychischer Erkrankung entgegenzuwirken“, weiß Anna Entenfellner, Leiterin des Psychosozialen Dienstes der Caritas.

Wenn es nicht mehr geht, hilft die Caritas

Als Caritas stehen wir für konkrete Hilfe. Von Mensch zu Mensch. Und das Ziel ist klar: Ein möglichst selbstbestimmtes und selbstverantwortetes Leben für alle in diesem Land. Meist braucht es nicht viel: Mit ein wenig Hilfe können wir Menschen in Not beistehen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen und wieder auf die Beine zu kommen.

Als Caritas haben wir unterschiedliche Unterstützungsangebote für Menschen die von Armut und auch psychischen Erkrankungen betroffen sind. Um diese weiterhin finanzieren zu können, sammelt die Caritas im Rahmen der diesjährigen Inlandskampagne in der Diözese St. Pölten konkret für Menschen in Not in Österreich.

Unsere Angebote für armutsgefährdete bzw. von Armut betroffene Menschen:

In der Sozialberatung.Nothilfe stehen SozialabeiterInnen und JuristInnen in St. Pölten, Krems, Amstetten und Waidhofen an der Thaya mit kompetenter Beratung zur Seite. Allein Vorjahr wurden 6.995 Menschen unterstützt.

Im soma, dem Sozialmarkt der Caritas, den es mittlerweile in Krems und Schrems gibt, können armutsbetroffene Menschen günstig einkaufen und werden so im Alltag entlastet.

Mit dem Club Aktiv bietet die Caritas St. Pölten einen Treffpunkt und ein Freizeitangebot für Menschen mit psychischen Problemen und Erkrankungen. 835 Personen haben im Jahr 2018 regelmäßig den Club Aktiv an zwölf Standorten besuch. Der Club Aktiv bietet einen Rahmen, um zwischenmenschliche Beziehungen zu pflegen, zu lernen und wieder in die Gesellschaft zurück zu finden.

Für das carla, den Second- Hand-Shop der Caritas, in Krems, St. Pölten, Amstetten und Vitis bekommen Menschen, die in der Sozialberatung Hilfe suchen, Bekleidungsgutscheine und können günstig einkaufen.

Wie kann man helfen?

30 Euro: Wärme schenken - Heizkosten

Um 30 Euro erhalten Menschen in Notsituationen Heizkostenzuschüsse, eine Energieberatung oder die Reparaturkosten für eine defekte Heizung. Laut EU-Silc 2017 konnten 208.000 Menschen in Österreich ihre Wohnung nicht angemessen warmhalten. 

100 Euro: Baustein für eine Kühlvitrine

Der somaKrems unterstützt Menschen mit niedrigem Einkommen und wirkt der Verschwendung von Lebensmittel entgegen. Für die richtige Lagerung der Lebensmittel wird dringend eine neue Kühlvitrine benötigt. Im Soma einkaufen dürfen Menschen, die armutsgefährdet sind bzw. nachweislich unter der Armutsgrenze leben. 

10 Euro: Weihnachten gemeinsamen feiern im Club Aktiv

Psychische Erkrankungen machen oft einsam. Daher sind für Betroffene gemeinsame Aktivitäten und der soziale Austausch wichtig. Ein gemeinsames Weihnachtsessen für die TeilnehmerInnnen des Club Aktivs wird durch Ihre Spende möglich. Der Club Aktiv der Caritas bietet genau dafür einen geschützten Rahmen. Vor allem in der Weihnachtszeit ist es für Menschen mit psychischen Erkrankungen wichtig, Gemeinschaft zu erleben. 

33 Euro: Ein Schlafplatz für Mutter und Kind

Frauen mit Kindern sind in Notsituationen besonders dringend auf rasche und unbürokratische Hilfe angewiesen. Mit einem „Schlafplatz für eine Mutter und Kind“ erhalten Frauen einen Platz in einer Notschlafstelle, Unterstützung bei der Arbeitssuche oder einfach nur Essen und Kleidung für sich und ihr Kind.

Onlinespenden

Pressekonferenz Armut und psychische Erkrkankung