Kompetenzstelle Trauer

Die Kompetenzstelle Trauer ist eine Anlauf- und Servicestelle für alle Trauenden und ihre BegleiterInnen, unabhängig von Religionszugehörigkeit und Nationalität. Sie arbeitet eng mit dem Mobilen Hospiz Dienst der Caritas, der Telefonseelsorge, der Krankenseelsorge, der Pfarrcaritas und dem Bildungshaus St. Benedikt zusammen.

Wir... 

  • …vermitteln persönliche Beratung und andere Angebote für Trauernde
  • …vermitteln bzw. bieten Weiterbildung für TrauerbegleiterInnen an
  • …vernetzen uns mit anderen Stellen und Angeboten der Trauerbegleitung
  • …sehen uns als Drehscheibe
  • …sensibilisieren und bilden zum Thema Tod und Trauer

Wir unterstützen Trauernde

Zeit, die ihnen ermöglicht, ihren Trauerprozess im eigenen Tempo zu durchwandern. Raum, in dem sich Trauernde verstanden fühlen: vom ersten „Nicht-wahr-haben-Wollen“ bis zum Annehmen der Wirklichkeit. Trauer darf fließen, Beziehung wandelt sich und die Liebe darf bleiben. 

… vor allem in der Zeit, in der die Wirklichkeit noch nicht zum Fassen ist: ein geliebter Mensch ist gestorben, der Tod ist noch nicht zu begreifen. Hier ist es wichtig, dem Trauernden an der Seite zu stehen, Halt und Sicherheit zu geben. Den Trauernden soll die Möglichkeit (an)geboten werden, sich vom Toten zu verabschieden, ihn noch einmal zu sehen, zu berühren umso das Abschiednehmen und das Realisieren des eingetretenen Todes zu unterstützen. Fehlen unterstützende Menschen im eigenen Umfeld, bieten unter anderem die Angebote des mobilen Hospizdienstes, der Pfarrcaritas und die Seelsorge eine hilfreiche Begleitung.

… dies können wir grundsätzlich, denn jede menschliche Seele hat alle Voraussetzungen inne, um das Weiterleben nach einem tragischen Verlust zu bewältigen. Verena Kast und J. William Worden sprechen hier von Trauerphasen.
 

Der folgende Text bezieht sich auf die Erfahrungen von der Trauerexpertin Chris Paul, sie spricht von den verschiedenen Facetten des Trauerns oder auch dem „Kaleidoskop des Trauerns“.


Die Facetten des Trauerns sind zwar nachfolgend einzelnen Begriffen und Themen zugeordnet, können jedoch im Trauerprozesses zur gleichen Zeit präsent sein – darum spricht Chris Paul auch vom Kaleidoskop des Trauerns: Facetten und Farben mischen sich, und sind manchmal auch zeitgleich vorhanden.

Der Trauerweg ist keine gerade Linie, er stellt sich vielmehr als eine Spirale oder ein Labyrinth dar. Jeder trauernde Mensch geht seinen eigenen Weg, und dies im eigenen Tempo. Es gibt kein konkretes Ziel, Trauer muss nicht „vorbeigehen“, aber die Kreise werden weiter und es kommen immer mehr und neue Facetten des Lebens dazu.


Am Beginn des Trauerweges steht oft das pure Überleben (gekennzeichnet durch die Farbe Rot im Kaleidoskop) – im Sinne von Kraft schöpfen, versorgen, aushalten. Hier sind Menschen hilfreich, die Halt und Sicherheit geben und einfach da sind und Alltagsaktivitäten sowie praktische Hilfen anbieten: gemeinsame Spaziergänge unternehmen, einkaufen gehen, Essen kochen, auf die Kinder schauen …

Die Wirklichkeit begreifen (durch die Farbe Dunkelgrau dargestellt) und leben dürfen zeichnet sich dadurch aus, immer wieder darüber sprechen dürfen, die Geschichte des Abschieds wiederholen zu dürfen, von anderen Erlebtes hören, sich austauschen können. Hilfreich zum Realisieren sind auch jene Informationen, die bezeichnen, woran und wie jemand gestorben ist. Durch ein klares Benennen des Todes wird „greifbarer“, dass jemand gestorben ist, und nicht „gegangen oder eingeschlafen“. Der Tod wird ein Stück wirklicher. Die Gestaltung vom Begräbnis oder einem Abschiedsritual kann hierbei unterstützend wirken.
 

Es ist eine Vielzahl von Gefühlen im Trauerprozess enthalten (durch die Farbe Dunkelrosa symbolisiert): intensiv und stark aber auch zart und zärtlich können sich diese Emotionen zeigen. Angst, Wut, Ohnmacht, Schmerz, Sehnsucht, Liebe, Verzweiflung, Erleichterung, Dankbarkeit stellen einen facettenreichen Ausdruck dieser Gefühle dar. Und auch wenn diese Gefühle sehr verwirrend sind: sie sind wichtig, elementar, und in ihrer Herausforderung dennoch hilfreich, um den Verlust zu bewältigen.
 

Folgende Gefühle können sehr hilfreich sein, wenn ihnen einen Ausdruck dafür gegeben wird:

Traurigkeit und Verzweiflung und auch Sehnsucht können sich in oder durch Tränen einen Weg bahnen, oder auch im Rückzug durchlebt werden. Wut, Hilflosigkeit und Abwehr zeigt sich sowohl durch Schreien und Streit oder aber in Schweigen und in der Abwendung.

Sehnsucht kann in Grabbesuchen, Trauertagebuch schreiben, Erinnerungskisten, einen Gedenkort und Fotoalben gestalten, Ausdruck verliehen werden. Liebe und Dankbarkeit können sich in Erzählungen und Ritualen wiederfinden.

Manchmal verwandelt sich Seelenschmerz in Körperschmerz, z.B.: Kopfschmerzen, Magenkrämpfe, auch das physische Herz kann sich „schwer fühlen und stolpern“, Atemnot, Beklemmungsgefühl und starkes Frieren kann sich ebenfalls körperlich zeigen. Finden diese Seelenschmerzen einen anderen Ausdruck, können auch Körperschmerzen langfristig wieder in den Hintergrund treten. 
 

Nach dem Tod eines nahen Menschen ändert sich das eigene Leben, Trauernde sind gezwungen, sich den Veränderungen anzupassen (durch die Farbe Grün symbolisiert), und neue Wege für den Alltag, neue Rollen und neue Aufgaben im eigenem Leben zu finden. Es kostet Kraft sich im veränderten Leben zurechtzufinden, neue Verhaltensweisen auszuprobieren und das veränderte Leben anzunehmen. Freude über neue Talente kann aufkommen.
 

Die Verbundenheit mit dem Verstorbenen (bezeichnet durch die Farbe Gelb) ist für viele Trauernde ein Sonnenstrahl. Man muss nach dem Tod auf die körpergebundene Gemeinsamkeit verzichten und sich mit der über den Tod hinausgehenden Bindung begnügen – die Liebe/Verbundenheit bleibt im Herzen und nicht in der realen Beziehung bestehen. Erinnerungen und Geschichten ermöglichen ein Gefühl von dieser Verbundenheit. Träume und „Zeichen“ schaffen ein Gefühl von innerer Verbindung. In manchen entscheidenden Momenten sind Verstorbene ganz präsent im eigenen Leben – unterstützend und freundlich, spürbar und Rat gebend. Verstorbene waren jedoch „normale, echte“ Menschen – mit all ihren Licht– und Schattenseiten. Im Trauerprozess erleben wir ebenfalls beide Seiten: die beängstigenden wie auch die beglückenden Seiten. Beide Seiten schaffen innere Bindungen. Es ist wichtig, danach zu suchen, was bleiben soll und dem, was in den Hintergrund treten darf. 
 

Zuletzt geht es darum, die neuen Erfahrungen in das eigene Leben einzuordnen (ausgedrückt durch die Farbe Blau), denn die Neubewertung der Vergangenheit färbt den Blick auf die Gegenwart und hat eine Auswirkung auf die Zukunft. Grundüberzeugungen, die man in sich getragen hat, sind vielleicht nicht mehr stimmig. Deshalb ist es wichtig, um als guter Ausgangspunkt für wachsende Lebensfreude bedeutend zu sein, Vergangenheitsdeutungen wie Freud und Leid nebeneinander stehen zu lassen.

...Arbeitsplatzverlust, Trennung und Scheidung, Verlust, Tod, unerfüllter Kinderwunsch, aber auch nicht „betrauerte Abschiede“ aus früheren Erleben können ebenfalls schwerwiegende Verluste darstellen und Trauerprozesse auslösen.

So unterschiedlich Menschen und Beziehungen sind, so unterschiedlich und vielschichtig sind auch die Trauerverläufe. Manchmal mächtig oder lähmend, sie können aber auch erlösend wahrgenommen werden. Eine Fülle von unterschiedlichen Gefühlen und Reaktionen füllen unser Leben, in intensiver Weise, wie sonst selten in anderen Zeiten wahrgenommen.

Verschiedensten Angebote für Trauernde ermöglichen Trauernden eine Unterstützung zu erhalten.  In Form von Einzeltrauerbegleitung, Trauergruppen, Trauerstationen, Seelsorge, oder auch im Rahmen des Trauer Cafés wird diese Unterstützung angeboten. 

Seminare und Fortbildungen zum Thema Tod und Trauer ermöglichen ebenfalls eine bewusste Auseinandersetzung, um eine stimmige Lebenshaltung zu diesen Themen zu finden, und das Leben auch deshalb bewusster zu gestalten.

 

Literaturnachweis:
Chris Paul, Ich lebe mit meiner Trauer
Gütersloher Verlagshaus 2017

Gerti Ziselsberger

Leitung

Schulgasse 10

3100 St. Pölten

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