Gemeinsam anpacken und verantwortlich sein

Die Menschen in Oulampane sind hauptsächlich Reisbauern und Viehzüchter. Die Kühe werden zur Milchproduktion gehalten. Schafe, Ziegen und Hühner für Fleisch bzw. Eier. Nur zu besonderen Festen werden Tiere geschlachtet. Oft regnet es in der Region im Süden Senegals, die nahe des Atlantiks liegt, nur sehr unregelmäßig oder wenig. Die geeigneten Flächen für den Reisanbau werden immer
weniger und das Grundwasser sinkt. Wenn die Wasserreserven zu Ende gehen, wird die Milch der Kühe immer weniger. In den Monaten der Dürre geben die Kühe fast keine Milch mehr, manchmal wird es auch lebensbedrohlich für Mensch und Tier. Was folgt ist die Landflucht der jungen Menschen. Zurück bleibt die ältere Bevölkerung. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, startete die Caritas Ziguinchor ein neues Projekt. Die MitarbeiterInnen der lokalen Caritas kennen die Sorgen und Nöte der Menschen genau, da sie in der Region geboren sind. Was folgte war ein intensiver Austausch zwischen den Caritas-MitarbeiterInnen und der Dorfbevölkerung. Gemeinsam wurden die Probleme
diskutiert und reflektiert, etwa was am meisten gebraucht wird und was die Bevölkerung selbst
dazu beitragen kann.

Es ist das Projekt der Bevölkerung

Die Grundlage für das neue Projekt war es – wie in allen Projekten – die Potentiale der Bevölkerung,
ihr Wissen und die lokalen Ressourcen wieder zu nutzen. Wichtig war es auch zu überlegen, in welchen Bereichen Neuerungen notwendig sind, damit die Bevölkerung etwas unabhängiger von äußeren Einflüssen wird.

So entstand das neue Projekt: In vier Dörfern wird die Wasserversorgung für Gemüse- und Obstanbau sowie für Tränken für die Tiere gesichert. Für sieben weitere Dörfer war es wichtig, zwei Dämme zu sanieren, damit das Salzwasser des Atlantiks nicht so leicht eindringt. Der Rückstau des Regenwassers durch die Dämme ist sehr wichtig, damit die Reisanbauflächen wieder vergrößert werden können. 200
Menschen aus den Dörfern haben gemeinsam angepackt, diese Dämme wieder instand zu setzen. Für die Mitarbeit haben sie jeden Tag etwas zu essen bekommen. Was durch so eine Zusammenarbeit entsteht ist, dass sich die Menschen für ihr Projekt verantwortlich fühlen. Es ist ihr Projekt, nicht das der Caritas.


Zusammenarbeit aller Beteiligten

Die nachhaltige Anpassung an den Klimawandel wird für die Zukunft immer wichtiger. Deshalb gibt es auch Schulungen in angepassten Techniken biologischer Landwirtschaft. An den Hängen wird mit salzresistenten Bäumen wie Cashew, Moringa oder Baobab aufgeforstet, um die Erosion und die Versalzung im Tal zu verlangsamen. Damit die Menschen nicht nur von Reis abhängig sind, werden auch Mais und Bohnen und in den Gemüsegärten Salate, Zwiebel oder Paradeiser angebaut. Damit können sich die Familien ausgewogener ernähren. Die Bevölkerung der 11 Dörfer hat 11  Arbeitsgruppen gegründet. Jede Gruppe hat eine Gruppenkasse, um Werkzeuge zu ersetzen oder Saatgut zu kaufen. Die Gruppen werden von Komitees geleitet, zu deren Aufgabe es gehört, Probleme oder Konflikte zu lösen oder auftretende Fragen zu klären. Bei all dem werden die Menschen ständig von einer Koordinatorin und zwei Sozialarbeitern der Caritas Ziguinchor begleitet. Die letzteren leben in den Dörfern, um bei den Menschen zu sein. Die Caritas arbeitet auch eng mit den staatlichen Dienststellen für Landwirtschaft und Tierzucht zusammen. Die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten trägt dazu bei, dass Projekte wie dieses gelingen.

Es bleibt noch viel zu tun

Das Projekt in Oulampane zeigt, dass das Um und Auf einer erfolgreichen Zusammenarbeit die Begegnung auf Augenhöhe, der ständige Dialog und Austausch und das Engagement der lokalen Bevölkerung ist. Bisher ist schon viel geschehen, es bleibt jedoch noch immer vieles zu tun. Deshalb starten zwei weitere Projekte im Senegal, um Menschen langfristig eine Zukunft ohne Hunger zu ermöglichen. In einem neuen Folgeprojekt in der Region Tambacounda betreiben Schulkinder mit Hilfe
der Eltern neben Gemüsegärten bald auch Getreidefelder für 20 Schulkantinen. Die Gemüsegärten
wurden bereits in einem vergangenen  Projekt angelegt. Neu ist, dass bald auch Getreide angebaut wird. Der Präsident des Elternvereins der Schule im Dorf Tenghoto ist sehr stolz auf das Projekt: „Unsere erste Ernte war gut. Wir haben Salat, Okra, Zwiebel und Kohl in den Nachbardörfern und am Wochenmarkt in Dialoacoto verkauft. Jetzt werden gerade Koch-Rettich, Piment, Tomaten und Melanzzani reif. Ich bin sehr glücklich über den Garten. Es motiviert die ganze Dorfgemeinschaft. Jetzt
gehen mehr Kinder in die Schule und sie sind sehr glücklich, da sie auch viel über Pflanzen lernen.“ Ab Juli wird auch die Zusammenarbeit mit der ADA (Österreichische Entwicklungshilfe Agentur) und  Partnern aus vier Ländern erweitert, die fünf Jahre lang dauern soll. Im Senegal, in Burkina Faso,  Äthiopien und dem Südsudan soll die Ernährungssituation von 6.300 Familien verbessert werden. Der Wissensaustausch und die Förderung von Innovationen stehen dabei im Zentrum.

Annamaria Bokor, Länderreferentinfür Senegal der Caritas St. Pölten, überzeugt sich zwei Mal jährlich selbst vor Ort über den Fortschritt der Projekte.

Philomène Sambou (blaues T-Shirt) ist Projektkoordinatorin der Caritas Ziguinchor. Sie begleitet die Menschen im Dorfverband Oulampane gemeinsam mit zwei Sozialarbeitern.

Stolz präsentieren die Kinder aus der Schule Tenghoto ihre Ernte aus dem Schulgarten.