Bischof Küng und Caritasdirektor Ziselsberger: „Sorge um Verlust des Augenmaßes“

Seit zwei Jahren betreibt die Caritas der Diözese St. Pölten am Standort des Bildungszentrums für soziale Gesundheits- und Sozialberufe eine sogenannte Übergangsklasse. Derzeit besuchen 18 Schülerinnen und Schüler aus sieben Nationen diese Übergangsklasse - der Großteil kommt aus Syrien und Afghanistan. Im Mittelpunkt steht – in den 35 Wochenstunden - das Erlernen der deutschen Sprache. Die Flüchtlinge erhalten aber auch Unterricht in den Gegenständen Ethik, Geschichte, Mathematik, Sport, etc. Einige der Schülerinnen haben in ihren Herkunftsländern keine Schule besucht und erst in Österreich Schreiben und Lesen gelernt.

 

Bischof Küng war es ein Anliegen, die jungen Menschen in der Caritas-Übergangsklasse persönlich zu besuchen und mehr über Ihre oft schwierige Lebenssituation zu erfahren. Er stellte gegenüber den Schülerinnen und Schülern klar, dass wir „Menschen in Not immer helfen werden“. 

 

Nach dem sehr angeregten Gespräch mit den Jugendlichen stellte Bischof Küng fest, er sei der Caritas sehr dankbar, dass sie am Höhepunkt der Flüchtlingswelle in Absprache mit dem Land NÖ diese Initiative gestartet und in den beiden Jahren seit Bestand dieses Kurses eine hervorragende Arbeit geleistet habe. Sorge bereite ihm die derzeit stattfindenden Abschiebungen von gut integrierten Flüchtlingsfamilien, die bereits seit einigen Jahren in Österreich leben. Er habe gerade in den letzten Tagen von mehreren Pfarren, die Flüchtlinge aufgenommen und liebevoll betreut haben, Hilferufe empfangen.

 

Auch einige Schülerinnen und Schüler der Übergangsklassen sind ganz konkret von Abschiebungen betroffen: Entweder weil sie sich selbst in einem laufenden Asylverfahren befinden und jederzeit mit einem negativen Bescheid rechnen müssen oder weil sie miterleben, wie Mitschüler und Freunde, nach jahrelangen Integrationsbemühungen, von heute auf morgen außer Landes gebracht werden. Bischof Küng meinte dazu, dass es sehr bedauerlich wäre, wenn bereits gut integrierte Personen das Land verlassen müssten.

 

Caritasdirektor Hannes Ziselsberger verstärkte diese Aussage. Es sei für ihn „unverständlich und bitter, dass gut integrierte Menschen, aus den Pfarrhöfen oder Wohnungen heraus abgeschoben werden“, und er ruft die politisch Verantwortlichen dazu auf, differenziert auf die einzelnen Fälle hinzusehen. Lösungsansatz sei für ihn, das humanitäre Bleiberecht „großherziger anzuwenden“. Noch vor den Schülerinnen und Schülern der Übergangsklasse sagte Caritasdirektor Ziselsberger: „Für mich ist es absolut unverständlich, dass derzeit junge, arbeitswillige Flüchtlinge, denen Österreich mittlerweile zur Heimat geworden ist, abgeschoben werden“.

Bischof Klaus Küng und Caritasdirektor Hannes Ziselsberger zu Besuch bei der Übergangsklasse