"Wir dürfen die Menschen nicht im Stich lassen"

Caritas-Helferin Monika Kalcsics im Interview über die Situation  der Menschen nach der Flutkatastrophe in Pakistan und die Herausforderungen in der Hilfe.

Wie ist derzeit die Lage in Pakistan?
Der Monsunregen hat in vielen Regionen nachgelassen. Das ist die gute Nachricht für die Millionen von Betroffenen der Flutkatastrophe, deren Existenz zerstört ist und die jetzt in temporären Unterkünften untergebracht sind. Auch die Caritas bietet den Menschen mit Plastikplanen oder Zelten ein Dach über dem Kopf. Die schlechte Nachricht ist die Notlage der Flutopfer, die nach wie vor auf Hilfslieferungen fürs tägliche Überleben angewiesen sind.

Was wird am dringendsten gebraucht?
Nach wie vor brauchen die Menschen das Allernotwendigste fürs tägliche Überleben. Wasser und Lebensmittel. Aber auch Medikamente und Hygieneartikel, vor allem in der südlichen Provinz Sindh, die gerade von den Wassermassen überflutet wird. 

Wie geht es den Menschen, was erzählen sie Ihnen?
Die Menschen sind beunruhigt. Es wird im September keine  Aussaat für Weizen, Mais, Reis, Zuckerrohr und Gemüse geben. Die Böden sind verschlammt oder stehen nach wie vor unter Wasser. 3,2 Millionen Hektar Anbaufläche sind in den 4 Provinzen Pakistans zerstört. Das entspricht der gesamten Anbaufläche Österreichs! Da es keine Saat geben kann, wird es keine Winterernte geben. Viele Betroffene werden also noch über Monate mit Nothilfe versorgt werden müssen. Der Wiederaufbau wird überhaupt Jahre dauern.

Wie hilft die Caritas?
Wir verteilen derzeit Hilfspakete in mehreren Provinzen von Pakistan. Die Caritas versucht, gemeinsam mit lokalen Partnern möglichst vielen Menschen rasch zu helfen. Logistisch ist das manchmal eine Herausforderung, da gerade in der nördlichen  Provinz Khyber viele enge Gebirgsstraßen in den Seitentälern, aber auch die Hauptverkehrsroute teilweise weggespült wurden und erst wiederaufgebaut werden müssen. Daher finden die Auslieferungen der Hilfsgüter an manchen Orten an Sammelstellen statt, von wo die Betroffenen sie zu Fuß abholen und in ihre Dörfer bringen. Die Caritas baut auch Hängebrücken, um die Menschen zu erreichen.

Was sind die nächsten Schritte?
Im Süden Pakistans müssen wir die Menschen, die vor den Wassermassen fliehen, mit Nothilfepaketen versorgen. Da ist die Lage ganz akut. Im Norden ist  wichtig, dass wir, soweit es unsere Kapazitäten zulassen, auch die Infrastruktur wieder aufbauen. Im Bezirk Shangla in der Provinz Khyber führt die Caritas ein Wiederaufbauprojekt durch. Die Männer aus dem Dorf Lahore Qala, das seit der Flutkatastrophe von der Außenwelt abgeschnitten ist, reparieren die Straßen und werden dafür entlohnt. Dieses Programm heißt "Cash for Work". Für Fazal Mabood, den Projektmanager  der Caritas in der Region,  ist das der richtige Weg, den Betroffenen zu helfen, denn ihnen würde in der Not nicht die Würde genommen werden. Statt Almosen erhalten sie Arbeit.

Was können Ihrer Meinung nach die Menschen in Österreich machen?
Wir brauchen in dieser schwierigen Situation ein großes Ausmaß an internationaler Solidarität. Es ist jetzt wichtig, dass wir unsere Augen offen halten für die Bedürftigen der Flutkatastrophe in Pakistan. Die Hilfe ist bereits angekommen. Aber wir stehen erst am Beginn. Wir dürfen diejenigen, die uns brauchen, nicht im Stich lassen.

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Caritas-Spendenkonto:
  PSK 7.700 004, BLZ 60.000, Kennwort: Hochwasser Pakistan
Nachbar in Not-Spendenkonto: PSK 90 750 700, BLZ 60 000, Kennwort: Flutkatastrophe Pakistan