Willst du hier meine Oma sein? Eine Frage, die Integrationspatin Uli bereits mit „Ja“ beantwortet hat und damit der 10-jährigen Mariia und ihrer Mutter Nataliia aus der Ukraine viel Freude macht. Integrationspat*innen wie Uli schenken seit dem Start des Projektes im April vielen Geflüchteten Zeit, Hoffnung und wichtige Unterstützung im Alltag.
Die Flucht aus ihrer Heimat und die damit verbundene Ankunft in einem fremden Land stellt viele Ukrainer*innen, aber auch Menschen aus anderen Ländern aktuell vor große Herausforderungen. Um ihnen das Ankommen in Österreich zu erleichtern, hat die Caritas im April gemeinsam mit dem Land NÖ das Projekt „Integrationspat*innen“ ins Leben gerufen. Seither haben bereits 25 Geflüchtete einen Integrationspaten oder -patin gefunden.
Einer davon ist auch der 59-jährige Kurt. Er trifft sich seit Anfang Juli regelmäßig mit dem Ehepaar Mariia und Oleksandr aus der Ukraine. Die Sprachbarrieren überbrücken sie mit einem Übersetzungsprogramm via Handy. „Beim ersten Kennenlernen habe ich mich zunächst hauptsächlich mit Mariia unterhalten. Ihr Mann hat kaum gesprochen. Als ich aber zu erzählen begann, dass ich zwei Hunde habe, die ich gerne zu einem gemeinsamen Spaziergang mitnehmen würde ist Oleksandr plötzlich aufgeblüht. Es hat sich herausgestellt, dass die beiden selbst einen Hund in der Ukraine haben, den sie jedoch nicht nach Österreich mitnehmen konnten, aber sehr vermissen. Es ist schön, dass ich ihnen damit eine Freude machen kann und wir sind auch bereits auf viele weitere Gemeinsamkeiten gestoßen“, freut sich Kurt über die neue Freundschaft.
Im Rahmen des Projekts werden freiwillige Helfer*innen wie Kurt oder Uli als sogenannte Integrationspat*innen tätig und begleiten geflüchtete Familien sowie auch Einzelpersonen.
Wie diese ihre gemeinsame Zeit gestalten, hängt stark von den individuellen Interessen der Geflüchteten sowie der freiwilligen Pat*innen ab. Integrationspat*in zu sein kann heißen, für und mit den Geflüchteten sinnvolle Freizeitgestaltung zu organisieren - von einem Spaziergang an der Traisen oder einem Picknick am See bis zum gemütlichen Beisammensein am Lagerfeuer oder einem Spieleabend. Genauso kann eine Pat*innenschaft auch bedeuten, sich Zeit zu nehmen, um Geflüchtete beim Deutsch lernen zu unterstützen oder sie zu Behörden- oder Arztterminen zu begleiten.
Das Ziel ist jedoch immer das Gleiche: Geflüchtete bei der Integration in ihrem neuen Lebensumfeld zu unterstützen. Christoph Riedl, Generalsekretär der Caritas St. Pölten freut sich über den erfolgreichen Start des Projektes: „Es ist schön zu sehen, wenn nach erfolgter Vermittlung eine Beziehung zu wachsen beginnt und beide Seiten davon profitieren. Nach den ersten Monaten haben sich bereits einige Patenschaften entwickelt. Wir suchen aber noch mehr Menschen, die sich vorstellen könnten, als Integrationspat*innen aktiv zu sein“. Projektleiterin Julia Raffetseder begleitet die Projektpat*innen und vermittelt diese an geflüchtete Menschen: „Es ist jedes Mal ein schönes Erlebnis, Menschen zusammenzubringen. Besonders habe ich aber das Treffen von Olena, Vasyl und Anna aus der Ukraine mit Eva und Johann in Erinnerung. Eva meinte, dass sie die drei gerne zu ihnen in den Garten einladen möchte und erzählte, dass ihre Enkelin ein Plakat gemacht hat, auf dem „Herzlich willkommen“ auf Ukrainisch steht. Olena, Vasyl und Anna waren zu Tränen gerührt und ein Termin war schnell gefunden.“
Wie werde ich Integrationspat*in?
Freiwillige, die sich für die Tätigkeiten als Integrationspat*in interessieren, finden nähere Informationen zum Projekt unter https://www.caritas-stpoelten.at/integrationspatinnen oder können sich bei einem der nächsten Infoabende am 8. und 13. September 2022, jeweils von 18:00 -19:30 Uhr im Lilienhof, Stattersdorfer Hauptstraße 62 in St. Pölten informieren.
Projektleiterin Julia Raffetseder freut sich über ihre Kontaktaufnahme unter julia.raffetseder(at)caritas-stpoelten.at oder unter 0676 838 447 948.