„L’Aquila ist im Moment wie eine Geisterstadt“, berichtet Caritas-Mitarbeiterin Judith Sinn. Sie ist gestern in der vom Erdbeben schwer getroffenen Hauptstadt der Abruzzen angekommen. Gespenstische Ruhe herrsche über der Stadt, alle Geschäfte sind geschlossen, die Häuser dürfen nicht betreten werden. Die immer noch anhaltenden Nachbeben verschlimmern die Schäden an den Häusern. Viele der Betroffenen sind bei Verwandten und Freunden in benachbarten Dörfern untergekommen, die vom Erdbeben verschont geblieben sind. Rund 15.000 Menschen sind in den sieben Mitte der Woche errichteten Zeltstädten der Umgebung untergebracht. Sie werden von Hilfsorganisationen und dem italienischen Zivilschutz versorgt.
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„Als Caritas kümmern wir uns aber hauptsächlich um jene Opfer, die nicht in die errichteten Zeltstädte wollen oder können, darunter viele ältere Menschen und ihre Angehörigen“, berichtet die Südtirolerin. Wie viele andere Gebäude sind auch die Büros der Caritas von L’Aquila völlig zerstört worden. Die Koordinationsstelle für die Hilfsmaßnahmen der Caritas Italiana wurde daher in einem Zelt in San Francesco a Pettino, einer Pfarre von L’Aquila, eingerichtet. In der Pfarre stehen auch Platz und Raum zur Verfügung, wo Hilfsgüter untergestellt und verteilt werden können.
Die freiwilligen und hauptamtlichen MitarbeiterInnen in den Pfarren sind seit Anfang der Woche im Einsatz. Sie bereiten Mahlzeiten für die Menschen zu, die die Nächte in den Autos, Vorgärten und Zelten verbracht haben, versorgen die Verletzten mit Medikamenten, geben Decken aus und versuchen, den Betroffenen neuen Mut zuzusprechen. „Die Menschen, die ihre Angehörigen und Freunde verloren haben, stehen nach wie vor unter Schock. Sie haben Angst vor den Nachbeben, die immer noch in kurzen Abständen den Boden zittern lassen. Deshalb ist die psychologische Unterstützung so wichtig wie ein Bissen Brot“, berichtet Judith Sinn.
Die Caritas sammelt derzeit nur Geldspenden. Sachspenden können momentan nicht angenommen werden. Noch ist nicht abschätzbar, wie groß die Schäden an den Häusern sind, da die Erdbebenregion ständig von Nachbeben erschüttert wird und die Schäden sich von Mal zu Mal verschlimmern. Während die Erstversorgung läuft, stellt die Caritas schon die Weichen für den Wiederaufbau.
Beeindruckt ist Sinn von der herrschenden Solidarität unter den Erdbebenopfern: „Auch wenn sie alles verloren haben, nehmen die Menschen nur das, was sie dringend brauchen und verweisen auf andere, die Hilfe noch notwendiger haben.“