„Was ist der größte Wunsch in Bezug auf ihre Arbeit?“ fragte Christoph Riedl (ORF Fernsehen Abteilung Religion) Ruth Pfau bei der großen Abendveranstaltung im Bildungshaus St. Hippolyt am 11. Mai. „Frieden in Pakistan“, so die eindeutige Antwort. Ruth Pfau sieht die kriegerischen Auseinandersetzungen derzeit als das größte Problem im Krisengebiet Pakistan/Afghanistan. Seit fast 50 Jahren arbeitet Ruth Pfau nun in Pakistan. Ihre Arbeit will sie auch unter diesen erschwerten Bedingungen im Bereich Gemeindeentwicklung, Gesundheitsvorsorge (Tuberkulose- und Leprahilfe) und Schulprojekten fortsetzen.
An zwei Vormittagen besuchte Dr. Ruth Pfau das BRG/BORG St. Pölten und das Gymnasium Englische Fräulein. In einer Begegnung mit SchülerInnen erzählte sie von ihrer Arbeit und ihrem Leben mit der verfolgten und rechtlosen Gruppe der Hindus, die auf den Müllbergen der pakistanischen Stadt Karachi hausen. „Diese Menschen haben überhaupt keine Rechte in Pakistan. Sie sind Eigentum der Großgrundbesitzer, deren Töchter werden missbraucht und vergewaltigt, deren Söhne willkürlich verhaftet“ berichtet Ruth Pfau „diese Begebenheiten haben mich veranlasst etwas zu tun, sie haben das Schicksal von 5000 Familien entschieden“. In einem groß angelegten Gemeindeentwicklungsprogramm wurden die Hindus aus dem Slum in zwei neuen Dörfern am Stadtrand von Karachi angesiedelt. Dort werden die Familien beim Hausbau unterstützt, können medizinische Versorgung, Hygiene-Kurse, Mutter-Kind-Beratung in Anspruch nehmen. „In den beiden Schulen der Dörfer unterrichten wir 420 Kinder, denn nur Schulbildung eröffnet ihnen die Chance auf eine bessere Zukunft“, so Ruth Pfau.
In einer anschließenden Gesprächsrunde zeigten die SchülerInnen großes Interesse an der Arbeit Ruth Pfaus. So wollte eine Schülerin wissen, warum sich Ruth Pfau gerade für Pakistan entschieden hat: „Mein Bruder ist in einer der Bombennächte am Ende des Zweiten Weltkrieges an einer unbehandelten Lungenentzündung gestorben. Damals habe ich mich entschieden Ärztin zu werden um dort den Menschen zu helfen, wo es keine Ärzte gibt“ erzählt Ruth Pfau. Sie trat in einen christlichen Orden ein und wollte eigentlich nach Indien, am Weg dorthin kam sie zuerst nach Pakistan, behandelte erstmals Menschen, die an Lepra erkrankt waren und ist geblieben. Auf die Frage ob sie sich nicht manchmal wünsche auch wieder nach Europa zurückzukehren, antwortete Ruth Pfau, dass sie sich das manchmal sehr wohl wünsche, doch „ich habe eine Entscheidung getroffen, meine Arbeit in Pakistan kann ich nicht zurück lassen.“
Das Laufwunder kommt
Bei einem <link aktuell news raw artikel>„Laufwunder“ am Donnerstag, 28. Mai werden im Stadtwald von St. Pölten mehr als 900 SchülerInnen in Form eines Patenlaufes für das Hindu-Projekt von Dr. Ruth Pfau in Karachi/Pakistan antreten und Spenden sammeln. Start ist um 9:45 Uhr am Spielplatz. Das Laufwunder ist eine gemeinsame Solidaritätsveranstaltung von youngCaritas und den Schulen BRG/BORG St. Pölten, Gymnasium Englische Fräulein und BAKIP St. Pölten.
Für die Ärztin Ruth Pfau standen alle Karrieren offen. Sie entschied sich für die „verrückteste“ Alternative: Illegal im Afghanistan-Krieg, allein auf riskanten Himalaya-Pfaden, zupackend im Elend der Städte, als christliche Ordensfrau im Rang einer Staatssekretärin im muslimischen Pakistan. Ruth Pfau findet das Abenteuer der Freiheit jenseits des Gewohnten. Eine atemberaubend starke Frau, die vor den Mauern der Not nie Halt machte. Heuer im September wird Dr. Ruth Pfau 80 Jahre alt. Bei ihrem Österreichbesuch erzählt sie aus ihrem ereignisreichen Leben, das sie seit nun mehr fast 50 Jahren in Pakistan verbringt.
Dr. Ruth Pfau, mit der die Caritas St. Pölten schon seit Jahren zusammenarbeitet, ist schon zur Lebzeit eine Legende. Ihr ist es gelungen Lepra in Pakistan zu besiegen und ein flächendeckendes Programm zu Bekämpfung von Tuberkulose und Augenkrankheiten aufzubauen. Im Großstadtdschungel von Karatschi kämpft sie für das Überleben der Ärmsten der Armen u. a. für Slumbewohner und Flüchtlingsfamilien aus Afghanistan. Im ganzen Land setzt sie sich für Frauenrechte und die Verbesserung der Bildung ein.