217.000 Tote, mehr als eine Million Obdachlose - Haiti wurde von der schwersten humanitären Katastrophe seit Jahrzehnten getroffen. Doch schon steht die Regenzeit ins Haus und stellt das Land in der Karibik vor die nächste Herausforderung. Etwa 550.000 Menschen, die ihr Haus verloren haben, leben jetzt dicht an dicht in 337 Flüchtlingscamps, in Behausungen, die notdürftig aus ein paar Holzlatten zusammengezimmert, mit Leintüchern und Plastiksäcken behängt und mit Wellblech gegen den Wind abgedichtet worden sind. In der Hauptstadt Port au Prince gibt es praktisch keine freie Fläche mehr, die nicht zu einem solchen Camp umfunktioniert wurde. Die Regensaison beginnt offiziell am 21. März, ihren Höhepunkt erreicht sie im Mai und Juni, doch bereits jetzt nehmen die nächtlichen Regenfälle zu, bereits jetzt werden Pfützen und kleine Rinnsale zu Brutstätten von Moskitos - den Überträgern von Malaria und dem unheilbaren Dengue-Fieber. Und da sauberes Wasser in Haiti ein kostbares Gut ist, das sich nicht alle leisten können, werden viele das schmutzige Wasser aus den Bächen trinken, sich selbst und ihre Kleidung damit waschen. Durchfallserkrankungen sind das kleinste, Cholera und Salmonellen das größte Problem, das damit einhergeht.
"Wir müssen jetzt besonders schnell handeln und die Menschen vor der Regenzeit in Sicherheit bringen", sagt Michael Kleinbichler. Der Wiener koordiniert hier den Shelter-Bereich für die gesamte internationale Caritas vor Ort. Die Caritas Österreich hat 5.000 Zelte zur Verfügung gestellt, die ersten sind bereits verteilt, die anderen werden in den nächsten Tagen und Wochen ausgegeben. Neben dem Schutz vor dem Wetter und allem, was es mit sich bringt, haben Zelte auch noch eine andere wichtige Funktion: "Sie geben Intimsphäre", sagt Michael Kleinbichler. "Sich nicht zurückziehen zu können, keinen Moment unbeobachtet zu sein, die Habseligkeiten nicht sicher zu haben, ist eine enorme Belastung für einen Menschen." Die Zelte der Caritas Österreich werden den Haitianern auch ein wenig Privatleben zurückgeben.