60 Jahre Familienhilfe in der Caritas St. Pölten
„Die Familienhilfe ist ein kleiner Teil der Caritas, aber ein sehr wichtiger, denn sie steht in direkter Verbindung mit den Nöten der Familie“, betonte Bischof Klaus Küng bei der Festmesse zum 60jährigen Jubiläum der Caritas-Familienhilfe am 27. Mai 2011 im Dom von St. Pölten. Bei einem anschließenden Festakt im Bildungshaus St. Hippolyt blickte Einsatzleiterin Margit Gebauer auf 60 Jahre Familienhilfe zurück, Catitas-Bereichsleiter Walter Reiterlehner analysierte die gegenwärtigen Herausforderungen: „Wir investieren hier in unsere nächste Generation von Erwachsenen, dass diese später verlässliche Eltern sein können, die ihren Kindern Werte weitergeben.“
„Die Familien sind der wesentlichste Teil von Gesellschaft und Staat“, betonte Caritas-Direktor Friedrich Schuhböck. „Daher gilt den Familien unser Schutz in Wort und Tat.“ Die Caritas werde und müsse sich auch immer wieder zu Wort melden, wenn Familien „besonders Mehrkindfamilien immer mehr in Armut fallen“. Je schneller sich der gesellschaftliche Wandel vollziehe, desto mehr würden diejenigen Familien in Schwierigkeiten kommen, die sich aus Mangel an Ressourcen weniger gut anpassen könnten, wie Walter Reiterlehner ausführte.
Landtagsabgeordneter Martin Michalitsch würdigte in Vertretung von Landeshauptmann Erwin Pröll den Beginn der Familienhilfe vor 60 Jahren als „ungeheure Pionierleistung“. Die Werte der Familie seien in Niederösterreich „hoch geschätzt“. Besonders hob Michalitsch die Wichtigkeit des Prinzips der Subsidiarität bei der Caritas-Arbeit hervor: „Es ist viel effizienter als ein von obern verordnetes System und hilft dem konkreten Menschen dort, wo er es wirklich braucht.“
„Die Einsätze der Familienhelferinnen haben sich verändert”, erzählt Margit Gebauer, Leiterin der Familienbetreuung in der Caritas. Früher waren es eher Großfamilien, wo etwa nach der Geburt des achten Kindes oder bei Erkrankung der Mutter die Familienhelferin einsprang. Heute ist oft die starke Belastung der Frauen in Kleinfamilien, Patchworkfamilien und häufig auch als Alleinerzieherinnen die Ursache für den Einsatz. „Die Zahl der Einsätze, in denen die Mutter überlastet ist, steigt”, zeigt sich Gebauer besorgt. „Frauen in Krisen brauchen aber keine Super-Helferin, die spielend Haushalt und Kinder übernimmt”, sagt Gebauer. Es reicht aus, da zu sein, die Frau in ihrem Tun zu bestärken, zu unterstützen.
Rasch, professionell, kostengünstig - Das ist das Motto der Familienhilfe, die für Eltern und Alleinerziehende im Falle von Krankheit oder Krankenhausaufenthalt der Mutter, bei Gefühlen der Überlastung, bei nötiger Entlastung in der Pflege da ist, wenn niemand aus dem Umfeld diese Sorge übernehmen kann. Kinder können so in ihrer vertrauten Umgebung bleiben, das Familiensystem stabilisiert sich allmählich wieder”, erzählt Margit Gebauer.
Das derzeitige Team umfasst 14 Familienhelferinnen, die eine dreijährige Ausbildung zur Diplom-Sozialfachbetreuerin mit Schwerpunkt Familienarbeit absolviert haben.
Der Beginn der Familienhilfe für Wien und Niederösterreich war am 5. September 1951. Der erste Ausbildungslehrgang startete mit 6 jungen Frauen. die erste Absolventin von 1952, Franziska Haider, war beim Festakt anwesend. Ab 1958 begann die Regionalisierung der Familienhilfe, seit 1963 koordiniert eine Einsatzleitung in St. Pölten die Aktivitäten. Mit der Anschaffung von Dienstautos seit 1967 konnten nach und nach die regionalen Stützpunkte aufgelöst werden. In den 70er-Jahren führte die Caritas die psychosoziale Begleitung ein und begann die Zusammenarbeit mit den Jugendämtern. 1988 wurde die Familienhilfe in den Bereich der Familien- und Pflegedienste der Caritas St. Pölten eingegliedert, den bis heute Walter Reiterlehner leitet.