Zum „Tag der Arbeitslosen“ am 30. April wird traditionell auf das Thema Arbeitslosigkeit und Armut aufmerksam gemacht. Über die aktuelle Problematik informierten bei einem Aktionstag am Riemerplatz in St. Pölten die Berufliche Integration der Caritas St. Pölten und die Kath. ArbeitnehmerInnenbewegung.
Der hohe Stellenwert der Arbeit in unserer Gesellschaft hat für Menschen, die arbeitslos oder von Arbeitslosigkeit bedroht sind, enorme Auswirkungen. Es bedeutet neben einem reduzierten Einkommen einen geringeren Selbstwert und die Folgen können Depressionen, soziale Ausgrenzung und Überschuldung sein. „Das Risiko, von Arbeitslosigkeit betroffen zu sein, ist zudem für Menschen mit Behinderungen ungleich höher“, betont Rudolf Dörr-Kaltenberger, Leiter der Beruflichen Integration der Caritas St. Pölten. Einkommen, Unterstützung und betriebliche Förderungen sind wesentlich geringer, Menschen mit Behinderungen oder psychischen Erkrankungen sind daher dreifach benachteiligt. „Die Caritas fordert eine stabile und konstante Förderlandschaft sowie mehr Möglichkeiten für Aus- und Weiterbildung für Menschen mit Behinderungen“, so Dörr-Kaltenberger.
Bürgemeister Matthias Stadller betonte, der Tag der Arbeitslosen sei ein wichtiger Gedenktag, der den Menschen bewusst gemacht werden müsse: „Dieser Tag ist auch eine Mahnung an die Politik, die Vollbeschäftigung anzustreben, um den sozialen Frieden und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gewährleisten“.
„Ein Viertel der Arbeilslosen ist über 50 Jahre alt“, sagt Erwin Burghofer von der Katholischen ArbeitnehmerInnenbewegung. „Für diese Menschen ist es kaum mehr möglich in den Arbeitsmarkt zurück zu kehren. Arbeit soll geteilt werden, damit mehr Menschen die Möglichkeit haben zu arbeiten“, fordert Burghofer.
„Wir erleben immer wieder, dass arbeitslose Menschen stark von Gettoisierung bedroht sind“, erzählt Christine Krampl, Geschäftsführerin des Sozialmarktes in St. Pölten. Sozialer Abstieg und Armutsgefährdung sind extrem hoch. „Arbeit zu haben soll als Wert wieder mehr geschätzt werden und die Wirtschaft muss mehr Bereitschaft zeigen zu unterstützen“, wünscht sich Krampl.
Aktionstag: Arbeitslosigkeit ist eine Frage des Schicksals
Am Aktionstag wurden am Riemerplatz in St. Pölten PassantInnen ermutigt, ein Schicksal am Schicksalsrad zu „erdrehen“ und danach, je nach Schicksal, einen Kletterparcours zu bewältigen. Eine Behinderung oder Erkrankung zu haben, ist ein nur Schicksal neben anderen (MigrantInnenen, langzeitarbeitslose Personen, AlleinerzieherInnen) und dies erschwert natürlich den Weg beim Kletterparcours. Ziel des Parcours war der Arbeitsplatz.
Die Caritas St. Pölten wollte mit dieser Aktion darauf aufmerksam machen, dass Menschen mit Behinderung überdurchschnittlich mehr von Arbeitslosigkeit betroffen sind, als die Durchschnittsbevölkerung. Dieses Schicksal besteht seit Anbeginn, also seit der Geburt, oder wurde im Laufe des Lebens durch Krankheit, Unfall oder diverse Umstände erworben. Viele unserer KlientInnen versuchen in der Berufswelt Fuß zu fassen, bekommen jedoch hierbei kaum eine Chance.
Unsere KlientInnen haben dieses Recht auf einen Arbeitsplatz – einer Arbeit nachzugehen und hier Sinn und Anerkennung durch die Gesellschaft zu erfahren. Es geht um die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben auf zwei Arten: das Einkommen schafft gleichwertigen Zugang zu den Angeboten am gesellschaftlichen Marktplatz. Für Menschen mit einer Beeinträchtigung ist es aber mindestens genauso wichtig einen Beitrag zum Gelingen des gesellschaftlichen Lebens durch die eigene Arbeit zu leisten. Es erfordert hier also die berufliche Integration und somit die soziale Inklusion.
Im März 2012 waren 4.640 Personen beim AMS St. Pölten arbeitssuchend gemeldet. Wir helfen Menschen, die es besonders schwer in einer solchen Situation haben durch Beratung, Unterstützung und Begleitung, bei der Suche und Sicherung eines geeigneten Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatzes.
Die Caritas der Diözese St. Pölten bietet durch die Dienste der Beruflichen Integration (ArbeitsAssistenz, JobCoaching, Clearing, Berufsausbildungsassistenz, RehaWerkstatt und BBO (Beschäftigungs- und Berufsorientierung) seit 1996 Menschen mit Behinderungen und/oder Lernschwierigkeiten Unterstützung in ihrer beruflichen Lebensplanung und deren Umsetzung.
In Summe werden von der Caritas jährlich etwa 1.363 Personen bei der Arbeits-/Ausbildungssuche bzw. am Arbeitsplatz begleitet.