Caritasdirektor Friedrich Schuhböck eröffnete am 19. Juni gemeinsam mit Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz, Landesrat Karl Wilfing, Vizebürgermeister Franz Gunacker und Vizebürgermeister Matthias Adl ein Lerncafe in der Stadt St. Pölten. 22 Kinder aus sozial benachteiligten Familien werden dort altersgerecht in Lerngruppen und individuell auf ihrem Bildungsweg unterstützt.
Das kostenlose Angebot richtet sich in besonderem Maße an Kinder mit Migrationshintergrund, steht aber für alle Kinder offen. Caritasdirektor Friedrich Schuhböck: "Ein guter Schulabschluss verhindert Armutskarrieren. Daher sehen wir es auch als Grundauftrag der Caritas, dafür zu sorgen, dass jedes Kind einen positiven Schulabschluss erreichen kann."
Integrationsstaatssekretär Kurz betont die Sinnhaftigkeit des Lerncafés: „In Österreich haben wir 75.000 junge Menschen unter 25, die weder Job noch Ausbildung haben. Gründe dafür liegen oft schon im Kindergarten oder beim Schuleintritt, da die Kinder dort schlecht Deutsch sprechen. Um dort anzusetzen, braucht es neben Maßnahmen in der Schule auch Projekte wie das Caritas Lerncafe: Kinder lernen hier die Sprache, können Lerninhalte wiederholen, man kann Brücken zu den Eltern bauen und Bildungsbewusstsein schaffen. Besonders an dem Projekt ist aber auch, dass einerseits die Caritas Struktur sichert – anderseits aber genauso vom ehrenamtlichen Engagement der Österreicherinnen und Österreicher lebt und dieses fördert. Eine großartig Idee, die wir im Staatssekretariat gerne unterstützen.“
Landesrat Karl Wilfing erklärte: „Integration muss vor Ort stattfinden. In Niederösterreich setzen wir daher speziell geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Schulen und Kindergärten ein, die selbst Migrationshintergrund haben. Das Lerncafé der Caritas ist eine sinnvolle und hervorragende Ergänzung zu unseren Anstrengungen“.
Je geringer die Bildung, desto höher ist das Risiko von Einkommensarmut betroffen zu sein. "Bildung ist ein wichtiger Schritt, um der Armutsspirale zu entkommen. Wir dürfen nicht hinnehmen, dass der Bildungsweg stärker vom sozialen Hintergrund der Eltern bestimmt wird, als von der Begabung der Kinder", so Direktor Schuhböck.
Lerncafe in St. Pölten
Derzeit werden im Lerncafe in der Grillparzerstraße von zwei Caritas Mitarbeiterinnen und zusätzlichen Freiwilligen 22 Volksschulkinder, darunter drei mit deutscher Muttersprache, betreut. Die 12 Mädchen und 10 Burschen stammen aus Tschetschenien, Russland, Bosnien, Türkei, Afghanistan, Albanien und Österreich. Geöffnet ist das Lerncafé am Nachmittag von Montag bis Donnerstag. "Im Herbst wird das Angebot für die Hauptschule und Neue Mittelschule erweitert", sagt Beate Schneider, Caritas Bereichsleiterin.
Kein Geld für Nachhilfestunden, niedriges Bildungsniveau, mangelnde Deutschkenntnisse etc. Aus diesem Grund hat die Caritas außerschulische Lerncafes mit kostenloser Lernbetreuung ins Leben gerufen. Kinder aus armen und bildungsfernen Familien erzielen im Vergleich meist geringere Bildungserfolge als andere Kinder. Sie sind besonders gefährdet, die Schule frühzeitig abzubrechen oder negativ abzuschließen und haben damit auch auf dem Arbeitsmarkt schlechte Karten, obwohl es nicht an den kognitiven Fähigkeiten liegt.
„Rückenwind" in Amstetten
Die Caritas hat gute Erfahrungen mit "Integration durch Bildung." Unter diesem Motto führt die Caritas der Diözese St. Pölten mit Unterstützung durch die Firma Mondi ein Schulprojekt in der Amstettner Pestalozzi Hauptschule. Vor mehr als zwei Jahren wurde dort das Projekt Rückenwind, ein spezielles Lerncafe in Amstetten, ins Leben gerufen.
Das erste Caritas-Lerncafé startete im Herbst 2007 in Graz. Die Unterstützung der Öffentlichen Hand – nun auch mit Mitteln des österreichischen Integrationsstaatssekretariats ermöglicht es der Caritas, das wertvolle Bildungsangebot auf alle neun Bundesländer auszudehnen. In den 17 Lerncafés der Caritas werden österreichweit rund 520 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 6 und 15 Jahren betreut.