Zwei Mitarbeiter der österreichischen Caritas sind am Dienstag in Nepal angekommen. Die Lage nach dem schweren Erdbeben am Wochenende sei "sehr komplex", sagte Andreas Zinggl im Gespräch mit der APA. Positiv sei, dass es bisher "keinerlei Plünderungen oder Gewalt" gegeben habe, die Bevölkerung agiere "sehr diszipliniert".
Um 6.05 Uhr Ortszeit landeten Zinggl und sein Kollege Thomas Preindl in Kathmandu. Sie verschafften sich einen Überblick und halfen auch bei der Verteilung von Lebensmitteln. "Es gibt kaum eine Straße, in der nicht ein Haus oder eine Mauer eingestürzt ist", beschrieb Zinggl. "Die Menschen haben notdürftig Planen aufgespannt, dort sitzen, schlafen und kochen sie und warten, dass sich die Situation verbessert", erzählte der Caritas-Mitarbeiter. Dennoch erlebe er die Bevölkerung "sehr ruhig, die Menschen kommen mir gefasst vor, als würde die Verzweiflung mehr nach innen wirken", sagte Zinggl.
"Die Krankenhäuser sind überfüllt, die Gebäude auch teilweise eingestürzt, es wird in Zelten operiert", schilderte der Helfer. Es gebe einen Mangel an Blutkonserven, die Menschen seien aufgerufen worden Blut zu spenden. Schulen und auch "99 Prozent" der Geschäfte seien geschlossen, "niemand traut sich in den Häusern zu sein". Immer wieder gebe es Aufrufe, dass die Menschen in die Gebäude zurückkehren sollen, doch dann komme es wieder zu Nachbeben. Das bisher letzte hat sich laut Zinggl um 5.00 Uhr Ortszeit ereignet. "Alle hoffen, dass es nun ruhig bleibt."
Die Nächte sind "kalt und nass". Dennoch seien viele Menschen lieber draußen auf der Straße. Probleme gibt es auch mit der Trinkwasserversorgung, nachdem das Leitungsnetz durch die Stromausfälle in Mitleidenschaft gezogen wurde, schilderte der Caritas-Helfer.
Wie es in vielen Dörfern aussehe, sei nach wie vor unklar, da viele Kommunikationsleitungen zusammengebrochen sind. Die Caritas-Mitarbeiter planen, in den nächsten Tagen in Dörfer außerhalb von Kathmandu zu gelangen. Zinggl rechnete damit, dass die Opferzahlen noch stark in die Höhe gehen werden. "Das wichtigste ist, dass wir der Bevölkerung Notunterkünfte zur Verfügung stellen", sagte Zinggl. Denn langsam beginne die Regenzeit, "heute hat es bereits mehrmals geregnet". Am Dienstag seien bereits Planen und Zubehör für 10.000 Familien geliefert worden, diese sollen in den kommenden Tagen verteilt werden.
