Gedichte von Antje Naegeli

Frühling

Wenn ich die Schönheit sehe,
die Vielfalt des Blühens,
die Du ausgebreitet hast
über die Erde,
dann überwältigt mich
die Freude
und meine Seele
ist voller Entzücken.
Vorüber ist die Kargzeit,
Leben in Fülle und Pracht!
Ich bin ganz Auge,
versinke im Farbenmeer.
Allein das lichtgetränkte Grün,
Grund zu staunen,
Grund Dich zu rühmen.
Leichten Schrittes gehe ich
meinen Weg.
Mit allen Sinnen
will ich das Leben feiern,
einstimmen in den Gesang
der Erde,
einstimmen in die Lieder der gefiederten Freunde.
Mein Gott,
wie schön bist Du.
Wie wunderbar
sind Deine Werke.

 

Lebensgeschenke
Leuchtendes Morgenrot,
Rosenduftwolken,
silberne Tautropfen,
Gänseblümchen im November,
die wohltat frischen Wassers,
der Gesang der gefiederten Freunde,
lauer Wind in den Haaren,
die Farben des Regenbogens,
tiefgrüne Moospolster,
der Regengeruch der Erde,
das seidige Fell einer Katze,
Händels Wassermusik,
Choräle von Bach,
Worte voller Poesie
Güte im Gesicht eines Menschen,
das Verheilen einer Wunde,
ein unbekümmertes Lachen,
Nähe von Seele zu Seele:
In so vielen Sprachen
auf so viele Weisen
redest Du mit uns,
wunderbarer Gott. 

 

Staunen
Wie ausgelassen
sind die Sprünge
der jungen Esel.
Wie gewaltig
ist die Kraft
im Flügelschlag
der Schwäne.
Ich staune
über das Wunder
der Libellen,
ihren pfeilschnellen Flug.
Weicher als Samt
ist der Flaum
junger Vögel.
Störche finden den Weg,
wenn der Süden
sie ruft.
Keine Worte finde ich,
das Blau des Himmels
zu sagen
und das Silberweiß
der Wolken.
Wie sanft
sind die Hände des Windes,
wenn er das Schilfrohr
wiegt.
Wie mächtig zeigt sich der Sturm,
wenn er das Meer
zu Bergen erhebt.
Wellen der Freude
trägst Du
an mein Ufer.
Ich kann nicht schweigen,
wenn ich
so viel Schönheit
erkenne.
Du füllst meine Seele
mit Dank.