„Ich sehe mit der Corona-Krise eine Hungerkrise kommen – in weiten Teilen Afrikas und auch in Asien und Lateinamerika.“ Lukas Steinwendtner, Leiter unserer Caritas-Auslandshilfe, erzählt, dass von unseren Partnern in Albanien, Pakistan und im Senegal jetzt viele Menschen mit Lebensmitteln versorgt werden, die aufgrund von Ausgangssperren und Marktschließungen kein Einkommen mehr haben. Zugleich zeige sich, dass die Dörfer, in denen nachhaltig an der Verbesserung der Ernährungssicherheit gearbeitet worden ist, in der Krise widerstandsfähiger sind.
Unsere verschenkten Ziegen, Ochsen, Hühnerscharen zahlen sich aus, denke ich mir und erschrecke zugleich davor, wie sehr die Krise die Armen noch härter trifft – bei uns und erst recht weltweit. Ich persönlich kenne die Philippinen ein wenig; im Internet finde ich Bilder aus der Hauptstadt Manila: Die mehrspurigen Straßen, normalerweise vollgestopft mit irrem Verkehr, sind leer – und ich weiß, dass doch an jeder großen Straßenkreuzung Menschen davon leben, dass sie an die wartenden Autofahrer Zigaretten verkaufen oder Süßigkeiten etc. Diese Menschen kommen aus den Slums, sind nirgendwo registriert; ihren Geschäftsausfall wird kein staatliches Rettungspaket abfedern. Wovon sollen sie und ihre Kinder jetzt Essen kaufen? Bei meiner ersten Reise auf die Philippinen vor vielen Jahren habe ich als Gast bei einer Familie im Slum Ostern mitgefeiert. Selten sind mir die Karwoche bzw. der Weg und die Passion Jesu so nahe gegangen. Die Not der Menschen ringsum, ihre Leidenswege und ihre Hoffnungen spiegelten sich im biblischen Bericht. Und selten ist mir eine so herzerfrischende Osterfreude begegnet wie beim traditionellen Gottesdienst bei Tagesanbruch am Sonntagmorgen.
Auch im kritischen Rückblick auf meine damalige jugendliche Begeisterung macht es für mich jenseits aller Sozialromantik bis heute einen tiefen Sinn, in den Leiden und den Freuden armer Menschen der Not Gottes und der Freude Gottes zu begegnen, dem Leiden und dem Tod Jesu und seiner Auferstehung. Für Dietrich Bonhoeffer, Theologe und Widerstandskämpfer, ist das der Kern christlichen Lebens: sich den Notleidenden zuwenden. Im Vertrauen, dass nicht Elend und Tod das letzte Wort haben, sondern die Liebe. Auch in Corona-Zeiten; auch für die Armen dieser Welt. Gott geht zu allen Menschen und ist bei uns in der Not wie in der Freude. Frohe Ostern!